Willst du Minderwertigkeitsgefühle abbauen, musst du dein Selbstwertgefühl stärken. So einfach ist das theoretisch. Wie sieht das aber in der Praxis aus?
Was für manche – jene mit einem sehr stark ausgeprägten Minderwertigkeitsgefühl – schier unmöglich erscheint, ist in Wahrheit tatsächlich einfach.
Ich zeige dir 15 einfach anwendbare und hoch effektive Tipps, mit denen du dein Selbstwertgefühl stärken kannst.
Eines aber gleich vorweg.
Selbstwertgefühl stärken ist nicht gleich Selbstvertrauen oder Selbstsicherheit stärken.
Wie ich im Artikel über „Selbstbewusstsein stärken“ schon geschrieben habe, werden im heutigen Sprachgebrauch die Begriffe Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, und auch Selbstwertgefühl gehört dazu, in ihrer Bedeutung gleichgesetzt.
Auch auf Wikipedia kann man diese Vermischung der Begrifflichkeiten feststellen: Unter Selbstwert (auch: Selbstwertgefühl, Selbstwertschätzung, Selbstachtung, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen) versteht die Psychologie die Bewertung, die man von sich selbst hat.
Das ist jedoch falsch und leider einer der Gründe, warum viele Menschen (vielleicht auch du) es nicht schaffen, ein gesundes Selbstvertrauen und die damit verbundene Selbstsicherheit aufzubauen.
Um das zu verstehen, sollten wir uns das einmal näher anschauen.
Was ist das Selbstwertgefühl und wie kann ich es stärken?
Selbstwertgefühl – Versuch einer Definition
Vom Wortsinn her bedeutet es erst einmal nichts anderes als: Ein Gefühl für sich selbst und den eigenen Wert haben. Punkt.
Das ist weder gut noch schlecht. Es ist, wie es ist.
Das Ziel eines jeden Menschen sollte sein, ein gesundes, auf einem realistischen Selbstbild aufbauendes Selbstwertgefühl zu haben. Dazu muss der- oder diejenige es entweder stärken (bei Minderwertigkeitskomplexen) oder neu bewerten und herunterschrauben (bei Selbstüberschätzung).
Wie komme ich zu einem gesunden Selbstwertgefühl?
Ein gesundes Selbstwertgefühl ist eine Station auf dem Weg von Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühl hin zu einer gestärkten Selbstsicherheit.
Auch darüber habe ich im erwähnten Artikel zur „Stärkung des Selbstbewusstseins“ bereits geschrieben. Hier eine Grafik, die diesen Weg verdeutlicht. Die Spirale zeigt den Weg aufwärts von Minderwertigkeitsgefühl zu Selbstsicherheit.
Wie du bestimmt erkennst, kannst du dein Selbstwertgefühl stärken, indem du zuvor die Schritte Selbsterfahrung, Selbstbewusstsein, Selbstakzeptanz und – falls erforderlich – Selbstentwicklung durchläufst.
Dahinter verbirgt sich ja eine gewisse Logik.
Um deine Minderwertigkeitsgefühle (Selbstzweifel) abbauen zu können, musst du erst einmal herausfinden, was dieses Gefühl der Minderwertigkeit auslöst. Dies tust du, indem du den Prozess der Selbsterfahrung durchläufst.
Dadurch wirst du dir deiner selbst bewusst (Selbstbewusstsein). Du bist dir aller Schwächen und Fehler, aber auch aller Stärken und Fähigkeiten, bewusst.
Der nächste Schritt ist jetzt, dich für den Augenblick so zu akzeptieren und anzunehmen, wie du bist. Diese Selbstakzeptanz ist enorm wichtig. Auch wenn – oder gerade weil – dir nicht gefällt, was du nun über dich selbst erfahren hast.
Leugnest du die Tatsachen, bleibst du im derzeitigen Zustand stecken. Akzeptierst du sie, kannst du zum nächsten Schritt, der Selbstentwicklung oder Selbstentfaltung übergehen.
In dieser Phase der Entwicklung und Entfaltung eignest du dir neue Fähigkeiten an, stärkst die positiven Aspekte deiner Persönlichkeit und eliminierst oder minimierst deine Schwächen.
Und jetzt sind wir da, wo wir hinwollen.
Wenn du diesen Prozess gewissenhaft durchmachst und keinen Schritt auslässt, wirst du als Resultat ein gesundes gestärktes Selbstwertgefühl haben.
Und wenn wir die logische Reihenfolge fortsetzen, folgt daraufhin ein starkes Selbstvertrauen und die damit verbundene Selbstsicherheit. Bingo!
Leidest du an einem stark ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex oder hast große Selbstzweifel, wirst du nicht umhinkommen, den gerade erwähnten Prozess durchzumachen. Solltest du das alleine nicht hinbekommen, hole dir professionelle Hilfe von einem Therapeuten oder Coach.
Zweifelst du nur ab und zu an dir? Das ist kein Problem und durchaus gesund. Das gibt dir die Gelegenheit, dich zu hinterfragen und noch besser kennenzulernen. Ein wenig Selbstreflexion hat noch niemandem geschadet.
Hier nun die 15 Tipps zum Selbstwertgefühl stärken
Suche dir eine Sache, die dir Spaß macht und werde so kompetent wie möglich darin.
Die wachsende Kompetenz und die Fortschritte, die du machen wirst, sind eine Quelle von Stolz und Erfüllung.
Erlangst du in einem Bereich deines Lebens ein gestärktes Selbstwertgefühl, kann dies beispielgebend für andere Lebensbereiche sein und als Motivation dafür dienen, diese ebenfalls in Angriff zu nehmen.
Bringe Ordnung in dein Leben.
Unordnung führt zu Desorientiertheit und Irritation. Was bedeutet Ordnung für dich? In welchem Lebensbereich herrscht Unordnung? Führe die notwendigen Änderungen durch.
Ordnung bedeutet Struktur, und diese führt wiederum zu einem klaren Überblick über den jeweiligen Lebensbereich. Hast du den Überblick, hast du die Kontrolle. Hast du die Kontrolle, stärkt das dein Selbstwertgefühl.
Stähle deinen Körper.
In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist, sagten die alten Griechen. Durch regelmäßiges Training wirst du dich körperlich, mental und emotional besser fühlen. Es gibt dir das Gefühl der Kontrolle über Körper, Geist und Seele.
Zu beachten: Miss dich dabei nur mit dir selbst und nimm deine Fortschritte wahr. Das kann dein Selbstwertgefühl enorm stärken. Vergleichst du dich hingegen mit anderen, weitaus geübteren Sportlern, führt das nur zu Frustration und noch mehr Selbstzweifel. Nimm dir diese Menschen stattdessen als Vorbild und plane, eines Tages genauso gut zu sein.
Hilf anderen Menschen.
So wie du jetzt, braucht jeder Mensch ab und zu Unterstützung. Deine Hilfe kann für andere sehr wertvoll sein. Werde dir dieses Wertes und dadurch deines eigenen Wertes bewusst.
Dränge dich dabei nicht auf, sondern gib den Menschen einfach zu verstehen, dass du da bist, wenn sie dich brauchen. Zwanghafte Hilfsbereitschaft stößt oft auf Ablehnung und Zurückweisung, was bei unsicheren Personen häufig zu noch mehr Unsicherheit führt.
Achte auf dein Aussehen.
Wenn du gut aussiehst, fühlst du dich besser. Du strahlst dadurch Selbstbewusstsein und Stärke aus. Auch wenn du dich noch nicht so fühlst, tu so „als ob“ und das Gefühl wird dich einholen.
Die positive Ausstrahlung hat einen direkten Zusammenhang damit, wie dich die Leute wahrnehmen und dementsprechend behandeln. Der Respekt und die Anerkennung (Komplimente), die dir entgegengebracht werden, werden dein Selbstwertgefühl stärken.
Heile die Wunden der Vergangenheit.
Traumata und Verletzungen aus der Vergangenheit wirken sich äußerst negativ auf dein Selbstwertgefühl aus. Minderwertigkeitsgefühle sind nicht angeboren. Sie entstehen im Laufe des Erwachsenwerdens meist durch äußere Einflüsse.
Sätze, wie: „Das kannst du nicht“, „aus dir wird nie etwas Vernünftiges“ oder „dazu hast du kein Talent“ werden bei häufiger Wiederholung verinnerlicht. So entstehen Glaubenssätze über sich selbst, ein negatives Selbstbild und Selbstwertgefühl. Von Selbstachtung und Selbstliebe ganz zu schweigen.
Hast du das Gefühl, dass deine Unsicherheit und Selbstzweifel ihren Ursprung in der Vergangenheit haben, solltest du schleunigst etwas dagegen tun. Wenn du denkst, nicht alleine damit fertig zu werden, hole dir Unterstützung bei einem Freund, Familienangehörigen oder einem Therapeuten.
Verbringe Zeit mit guten Freunden.
Gute Freunde akzeptieren dich so, wie du bist und lieben dich dafür, was und wer du bist. Unsere besten Freunde sind ein Spiegelbild des Guten in uns.
Ein weiterer Vorteil guter Freunde ist, dass diese ehrlich zu dir sind. Nutze diesen Umstand, um sie nach ihrer aufrichtigen Meinung zu befragen. Wie sehen dich deine Freunde? Wie nehmen sie dich wahr? Du wirst erstaunt sein, zu welchen Erkenntnissen dich das bringt. Es gibt nämlich einen sogenannten „blinden Fleck“ in unserer Selbstwahrnehmung. Sieh dir dazu die Grafik „das Johari-Fenster“ an.
Sei offen und dankbar dafür, was sie dir sagen. Nimm es als Feedback. Das Positive wird dein Selbstwertgefühl stärken, das weniger Gute bietet dir die Möglichkeit, dich weiterzuentwickeln.
Mache dir deine Werte bewusst.
Bestimme deine Grundwerte im Leben, die Prinzipien, um die du dein Dasein zentrieren willst. Untersuche dein Leben, um zu sehen, wo du nicht nach diesen Werten lebst und führe die notwendigen Veränderungen durch.
Überprüfe zuvor aber jeden einzelnen Wert auf Gültigkeit. Oft sind diese nicht mehr zeitgemäß oder im jeweiligen Kontext nicht förderlich.
Stelle dir nur einmal vor, einer deiner Grundwerte ist Sparsamkeit. Diesen Wert hast du von deinen Eltern übernommen, die sehr sparsam waren, um dir eine gute Ausbildung zu ermöglichen.
Nun besitzt du ein Auto, das jedes Jahr gewartet und überprüft werden sollte. Aus Sparsamkeitsgründen machst du dies aber nur alle zwei bis drei Jahre. Welche Auswirkungen dies auf die Sicherheit und auch auf die Lebensdauer des Fahrzeugs haben kann, weißt du bestimmt.
Der von dir gelebte Wert Sparsamkeit hat in diesem speziellen Fall keine Gültigkeit. Zumindest ist er nicht vorrangig zu bewerten. Sicherheit wäre in der Wertehierarchie weiter vorne angesiedelt.
Nach einer gründlichen Überprüfung und dem Erstellen einer Wertehierarchie solltest du deine Werte leben und verteidigen. Das hilft dir deinen Weg unbeirrt zu gehen und kann dein Selbstwertgefühl stärken.
Schreibe deine bisherigen Leistungen und Erfolge auf.
Denke zurück, bis in die Kindheit und schreibe alles auf, worauf du stolz sein kannst.
Jeder Mensch, auch du, hat Erfolgsmomente erlebt. Rufe dir diese in Erinnerung und nimm dadurch wahr, dass nicht alles schlecht an dir und deinem Leben ist.
Das Negative, dass dir widerfahren ist, war vielleicht nur darin begründet, dass es dir an Erfahrung oder an der einen oder anderen Fähigkeit gefehlt hat. Heute sieht das Ganze wahrscheinlich schon ganz anders aus.
Umgib dich mit Positivem.
Lies inspirierende Bücher und Artikel. Triff positive Menschen. Vermeide Energieräuber und alles Negative, es zieht dich nur noch mehr hinunter.
Das klingt etwas radikal, soll es aber nicht sein. Es gibt nicht nur schwarz und weiß.
Natürlich sollst und kannst du nicht alles Negative aus deinem Leben verbannen. Einen guten Freund zum Beispiel, der eine schwere Zeit durchmacht. Diesen lässt du natürlich nicht im Stich, sondern bietest ihm stattdessen deine Unterstützung an.
Bei Büchern, Artikeln und Reportagen sieht das schon wieder ganz anders aus. Überlege dir, ob es wirklich die zehnte Dokumentation über das 3. Reich sein muss oder, ob es nicht vielleicht doch etwas anderes sein darf. Etwas Positives, dass deinen Wissensdurst stillt, dich bildet und dich aufbaut. Und dadurch dein Selbstwertgefühl stärkt.
Pflege deine Beziehungen.
Konzentriere deine Liebe, deine Aufmerksamkeit und Zeit auf die Menschen, die dir am wichtigsten sind. Sie sind es, die immer für dich da sind und dich auffangen.
Du fragst dich vielleicht, was das mit deinem Selbstwertgefühl zu tun hat. Sieh es mal von folgender Perspektive aus.
Zum einen ist es nicht für jeden selbstverständlich, Menschen um sich zu haben, auf die man sich uneingeschränkt verlassen kann. Alleine dieser Umstand sollte dich schon stolz machen.
Aber da ist noch etwas.
Wenn du Menschen hast, die dir den Rücken stärken, kannst du jede Herausforderung annehmen. Du musst keine Angst davor haben, zu scheitern. Denn da ist immer jemand, der dich auffängt.
Dieses soziale Sicherheitsnetz sorgt dafür, dass du die Herausforderungen angstfrei angehen und dadurch sehr oft meistern kannst. Das zeigt dir auf, was du zu leisten imstande bist, was in Folge dein Selbstwertgefühl stärkt.
Bitte um Vergebung.
Wenn du jemandem Unrecht getan hast und deshalb ein schlechtes Gewissen hast, entschuldige dich dafür. Mach es ab jetzt richtig und vergib dir vor allem selbst.
Ein schlechtes Gewissen führt dazu, dass dein Selbstwertgefühl, zumindest in bestimmten Bereichen (in denen du das schlechte Gewissen hast), sehr gering ist. Um das zu vermeiden solltest du für ein reines Gewissen sorgen.
In erster Linie vergib dir selbst. Du hast bestimmt immer dein Bestes gegeben. So, wie jeder Mensch in jeder Situation das Beste tut, was er zu leisten in der Lage ist. Wahrscheinlich könntest du es heute anders und besser machen. Dann tu es. Damals ging es eben nicht anders.
Vergiss jedoch die anderen Menschen nicht. Die, denen du Unrecht getan hast. Erkläre ihnen, warum du so gehandelt hast und bitte um Verständnis und Verzeihung.
Bezahle deine Schulden.
Egal, ob es sich um materielle oder moralische Schulden handelt, begleiche sie. Schulden oder in jemandes Schuld zu sein schadet deinem Selbstwertgefühl ungemein.
Bei Schuldgefühlen verhält es sich ähnlich, wie beim schlechten Gewissen. Sie blockieren, hemmen, halten dich zurück. Das schmälert deine Leistungsfähigkeit und wirkt sich daher indirekt negativ auf dein Selbstwertgefühl aus.
Wenn du also dein Selbstwertgefühl stärken willst, bezahle deine moralischen und materiellen Schulden.
Sei ein Mentor.
Finde heraus, worin du gut bist. Es gibt Dinge, die du besser kannst als andere. Wenn es jemanden gibt, der Unterstützung, Führung oder Rat braucht, sei für diesen Menschen da. Der Respekt dieser Person wird dein Selbstwertgefühl stärken.
Erkenne deine Misserfolge als Teil des Wachstums an.
Sieh sie als notwendige Lernschritte, die dich weiterbringt. Lerne daraus und geh deinen Weg unbeirrt weiter.
Lasse nicht zu, dass Fehler und Misserfolge dich nach unten ziehen und demoralisieren. Nahezu jeder erfolgreiche Mensch ist in seinem Leben mehrfach gescheitert. Besinne dich auf deine Stärken und mache weiter.
Wenn du hinfällst, steh auf. Wenn du Gegenwind spürst, verstärke deine Anstrengungen. Lass dich nicht unterkriegen. Wenn es dann trotz der widrigen Umstände doch klappt, wird dir das einen Extraschub an Selbstachtung geben und dein Selbstwertgefühl stärken.
Ich hoffe es ist der eine oder andere Tipp für dich dabei. Du kannst dir die 15 Tipps kostenlos im Downloadbereich herunterladen.
Sollte dir noch etwas zum Thema Selbstwertgefühl stärken einfallen, würde ich mich über einen Kommentar von dir sehr freuen.